Karawane 2000 - von Hadamar nach Assisi
ein Zug durch Europa für Vielfalt und Verständigung
Das Jahr 2000 symbolisiert einen Schritt in ein neues Zeitalter. Dies ist ein Anlass innezuhalten und zu fragen: Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?
Unser gemeinsames kulturelles Erbe bejaht ausdrücklich das Lebensrecht behinderter und benachteiligter Menschen. Doch unsere Geschichte ist diesen Erwartungen nicht immer gerecht worden. Allein das
Postulat der Nächstenliebe ist keine Garantie für Humanität.
Ausgehend von der Deklaration der Menschenrechte sind alle Menschen aufgefordert, über 2000 Jahre Geschichte nachzudenken. Ziel der Karawane 2000 ist, uns auf eine Zukunft hin zu bewegen, in welcher
der Mensch in all seiner Verschiedenheit im Mittelpunkt steht.
Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und Teilhabe an der Gesellschaft. Dieses Recht darf niemandem aufgrund einer Behinderung, Benachteiligung oder Andersartigkeit abgesprochen werden. Dafür stehen
die UN-Charta zu den Menschenrechten und die "22 Leitlinien der Vereinten Nationen zur Herstellung gleicher Chancen für behinderte Menschen".
Heute sind Menschen mit Behinderung in vielen Ländern wesentlich besser integriert als je zuvor. Doch der Gedanke, welche Art des Lebens lebenswert ist, hat sich nicht nur gehalten, sondern wird etwa
im Bestreben eugenischer Bemühungen der Medizin wieder ein aktuelles Thema. Die demokratische und kulturelle Reife einer Gesellschaft zeigt sich aber gerade im Umgang mit Behinderten, mit
Benachteiligten, ausgegrenzten und armen Menschen und dem Bestreben, ihnen Normalisierung, Selbstbestimmung und Teilhabe an allen gesellschaftlichen Prozessen zuzugestehen und zu garantieren.
Die Karawane 2000 nimmt die Jahrtausendwende zum Anlass, um aus der gemeinsamen und doch verschieden erlebten Geschichte und Kultur Europas zu lernen, die Kerne zu entdecken und gemeinsame Strategien
für morgen zu entwickeln. Ziel ist es, die Normalität der Verschiedenheit und neue Dimensionen der gesellschaftlichen Integration
von behinderten Menschen
von Fremden
von Benachteiligten
zu entwickeln.
Die bloße Formulierung der Rechte von behinderten und benachteiligten Menschen reicht nicht aus! Es müssen lebensnahe und praktische Lebensformen geschaffen werden.
Die Karawane 2000 wird diesbezüglich ein Zeichen setzen und Austausch und zwischenmenschliche Begegnung von
behinderten und nicht behinderten Menschen
Angehörigen verschiedener Nationen und Kulturen
Armen und Reichen, Starken und Schwachen, Jungen und Alten, Arbeitenden und Arbeitslosen
auf internationaler Ebene ermöglichen.
Die Karawane 2000 soll all dies mit internationalen Partnern ermöglichen. Interkulturelle Begegnungen und der Umgang mit behinderten und benachteiligten Menschen stellen nicht das Mitleid mit den
Schwachen, sondern die Anerkennung ihrer Kreativität und Lebensfreude sowie die Notwendigkeit der Integration in den Mittelpunkt.
Ein konkreter Ausdruck dieser Zielsetzung wird ein Konferenzzug der Karawane in Deutschland, ausgehend von der Gedenkstätte Hadamar sein. Sie ist ein Symbol für die systematische Ermordung zahlloser
behinderter Menschen. Von hier geht die Reise über weitere Strecken und Orte in Europa, die für historische und aktuelle Aspekte in diesem Konzept bedeutsam sind, nach Assisi als dem Ort der
Hinwendung zu den Kranken, Armen und Schwachen im Sinne des Wirkens des Franz von Assisi.
Ausgehend von den Erfahrungen der Vergangenheit, ist die Karawane 2000 eine Suche nach gemeinsamen sozialen Kernen und neuen Wegen im Umgang mit behinderten und benachteiligten Menschen für eine
sozialere Zukunft in Europa und der Welt. Diese Grenzüberschreitungen sollen aus den vielen Formen des Umgangs miteinander ein gemeinsames Lernen und Leben ermöglichen und schlummernde und vergessene
Potentiale wahrnehmen und freisetzen.
Die Karawane 2000 wird immer wieder den Spannungsbogen zwischen dem Lebensrecht Behinderter und ihrer Vernichtung, zwischen ihrer Integration und Ausgrenzung, und damit zwischen Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft herstellen. In vielerlei Veranstaltungen, wie Konzerten und Theater, Ausstellungen, Seminaren, Fachtagungen, öffentliche Debatten und Medienpräsentationen soll sich der
Horizont der Menschen während der Karawane erweitern.
Als bleibendes Ergebnis dieser Karawanenzüge werden Impulse für eine neue interkulturelle, integrative Pädagogik und zwei Begegnungsstätten für die Jugend stehen - eine in Hadamar und die andere in
Umbrien/Italien. Im beschriebenen kulturellen Kontext und durch die Auswertungen der Erfahrungen der Karawane 2000 führen Jugendliche dort den Dialog weiter, über:
zeitgemäße Integrationsstrategien für heute und morgen
Schaffung einer Infobörse für fortschrittliche Integrationsansätze in Europa
Sensibilisierung der Bevölkerung durch gemeinsame Aktionen mit Behinderten und Benachteiligten
Perspektiven für eine neue Ethik des Umgangs mit Behinderten und Benachteiligten und für ein zukunftsfähiges neues Menschenbild
neue Begegnungsformen und dialogische Erschließung kreativer Potentiale
den Umgang mit Behinderten in faschistischen und totalitären Staaten
den internationalen Austausch im Hinblick auf die europäische Einigung und
Kooperationsprojekte in der Arbeit mit behinderten und benachteiligten Menschen.
Basierend auf den Erfahrungen der Vergangenheit, ist die Karawane 2000 eine Suche nach gemeinsamen sozialen Kernen und neuen Wegen im Umgang mit behnderten benachteiligten menschen für eine soziale
Zukuntft in Europa.